Die Anzahl der chronischen Infekte in meiner Naturheilpraxis ist in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen. Dahinter vermute ich zum einen eine zu kurz bemessene Rekozvaleszensphase, das heißt die Patienten kurieren ihre Infekte nicht richtig aus, da sie nicht zu lang von Arbeit fehlen möchten. Dadurch kann eine eine sogenannte „silent inflamation“ - eine stumme Entzündung entstehen, auf dieser sich eine chronische Entzündung bzw. ein Infekt bilden kann.
Auf der anderen Seite sehe ich hier die zu oft durchgeführten Antibiosen. Keine Frage: Antibiotika haben tausende von Leben gerettet und sind sehr wichtig. Jedoch werden diese oft zu schnell verschrieben . Bei viralen Infekten sind Antibiotika nutzlos, da sich ihre Wirkung allein auf bakterielle Infektionen richtet. Vielmehr werden bei einer Antibiose auch die sehr wichtige Darmbakterien angegriffen. Gerade diese sind auch sehr wichtig für ein gesundes Immunsystem. Ist die Darmschleimhaut gereizt oder entzündet, kann sich dies auch auf den gesamten Schleimhautbereich ausbreiten (Nase; Lunge, Urogenitaltrakt) und weitere Entzündungen und Infekte nachsichziehen.
Was aber kann die Naturheilkunde bei chronischen Infekten leisten?
Zu Beginn jeder Behandlung steht immer eine ausführliche Erstanamnese, um die Lebens- und Essgewohnheiten des Patienten, seine Vorerkrankungen oder weitere gesundheitliche Beschwerden zu klären. Nur dann ist es möglich die Ursachen des Infektes zu erkennen und anzugehen.
Sinnvoll ist oft die Durchführung einer Urinfunktionsdiagnistik . Diese Technik ist aus der traditionellen Harnschau hervorgegangen und bietet unter Einsatz verschiedener Reagenzien eine schnelle und verlässliche Aussage, ob der Stoffwechsel des Patienten beeonträchtigt ist. Je nach Patient ist es wichtig auch bestimmte Laborparameter aus dem Blut bestimmen zu lassen. Kernstück der Therapie ist in der Regel eine ausführliche Stuhlanalyse über ein akkreditiertes Labor. Dies erscheint einigen Patienten zunächst etwas absurd, da diese ja mit einem Nasennebenhöhleninfekt oder einer Blasenentzündung in die Praxis kommen. Warum sollte man sich dann die Zusammensetzung des Stuhls anschauen? Doch die Darmschleimhaut ist das größte Organ des Menschen, mit einer Oberfläche von 500qm. Auf ihr leben Milliarden Bakterien, das sogenannte Mikrobiom. Dieses steuert unter anderem unser Immunsystem . Dadurch das alle Schleimhäute des Körpers miteinander verbunden sind, kann man über eine Symbioselenkung des Darms mit probiotischen Bakterien, auch die anderen Schleimhautbereiche mit therapieren.
Liegt eine Entzündungen der Schleimhaut vor, kann diese durch den Einsatz von pflanzlichen Präparaten wie Kurkuma oder Weihrauch günstig beeinflusst werden, was dem chronischen Infekt einen wichtigen Nährboden entzieht. Bei einer Blasenentzündung beispielsweise ist eine funktionierende Mikrozirkulation des unteren Beckens sehr wichtig, weshalb die Patienten als Hausaufgabe Fußbäder mit Meersalz oder Senf bekommen.
Natürlich ist es wichtig zu schauen, ob auch Stress als Auslöser oder als Motor der Chronifizierung eine Rolle spielt. Hier kann die Akupunktur für eine Harmonisierung von Körper und Geist sorgen. Auch homöopathische Mittel können unterstützend eingesetzt werden.
Da es ebenso wichtig ist den Körper während einer Therapie zu entlasten, kann man mithilfe der Kinesiologie testen, ob es Lebensmittel gibt, auf welche die Patienten aktuell unverträglich reagieren und die damit den Körper schwächen und die Schleimhaut reizen können. Auf diese sollte der Patient während der Therapie möglichst verzichten.
Durch dieses Ineinandergreifen der einzelnen Therapiebausteine, kann man dem Infekt seine Chronifizierung nehmen und den Patienten wieder mehr Lebensqualität verschaffen.
Bleiben Sie gesund!
Ihr Christoph Baier
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